Der Name »Marul« stammt aus dem Rätoromanischen und bedeutet »Bergsturz«, was bereits darauf hinweist, dass das Ortsbild Maruls durch eine extreme Steillage der Hänge geprägt wird. Die Häuser und Gehöfte sind weit verstreut angeordnet. Am unteren Abschnitt des Hangs befindet sich ein kleiner Dorfkern mit Kirche und Friedhof, Schulgebäude, Gasthaus, Dorfladen und einigen Einfamilienhäusern. In diesem Zentrum unseres Dorfes steht neben der Kirche eine Ulme, einer der beiden Maruler Bäume, welche unter Denkmalschutz stehen.
In Marul ließen sich erst rätoromanische Bauern, dann im Zuge der Besiedelung des Tals durch die aus dem Wallis stammenden Walser um 1300 auch jene dort nieder. Angeblich gab es in Marul zwei Erstbesiedler (Simon Spindler und Peter Degen), welche sich den Marulhang teilten. Noch heute kann vom Fuße des Hangs bis nach oben eine nahezu gerade Grenzmarke gefunden werden.
Bedingt durch die steile Lage der Hänge wurden diese von den dort ansässigen Walsern seit jeher in mühsamer Handarbeit bewirtschaftet und auch heute ist der sonst in der Landwirtschaft übliche Maschineneinsatz zur Bearbeitung der Böden nur begrenzt möglich.
Früher waren die Maruler Bauern jedoch nahezu Selbstversorger. Sie hielten Schafe für die Wollgewinnung, bauten Hanf an, um daraus Leinen zu weben, ernteten jedes Jahr Kartoffeln und brachten das eigene Getreide zur Mühle. Aufzeichnungen von 1807 belegen, dass in jenem Jahr in Raggal 135 Schaffel, in Plazera 32 Schaffel und in Marul 115 Schaffel Getreide geerntet wurden, wobei ein Schaffel 108,8 Litern entspricht. Die Maruler Bauern bewirtschafteten demnach die Steilhänge intensiv mit Ackerbau. Ackerflächen konnten in Marul noch bis in die 50er Jahre vorgefunden werden. Dann begannen die Bauern allerdings gezüchtetes Kartoffelsaatgut zuzukaufen, welches in der Folge von extremer Kartoffelfäule befallen wurde. In dieser Missernte lag der entscheidende Grund, weshalb der Ackerbau in Marul bis auf einige kleine Privatgärten vollständig aufgegeben wurde. Heute werden in Marul fast nur mehr Viehzucht und Milchwirtschaft betrieben.