Das erste Sennereigebäude am heutigen Standort der Maruler Biosennerei wurde 1907 gemeinsam von zehn Bauern als deren Besitzer errichtet. Zuvor gab es bereits eine Sennerei in Marul, welche sich im oberen Bereich des Maruler Hangs befand. Dieses Gebäude ist heute jedoch nicht mehr existent. Laut mündlichen Überlieferungen mussten die Bauern früher die Milch von der Brücke der heutigen Raggaler Straße bis zur oberen alten Sennerei hinauftragen. Mit dem Bau der unteren Sennerei 1907 wurde ihnen somit ein Stück des täglichen beschwerlichen Weges abgenommen. Die beiden Sennereien wurden in der Folge abwechselnd genutzt. Während im Winter in der alten Sennerei gesennt wurde, wurde die Milch im Frühjahr in der neuen Sennerei verarbeitet.
Erst als 1929 eine Seilbahn gebaut wurde, mussten die Milchkannen nicht mehr die steilen Hänge hinauf- und hinuntergetragen werden. Die Talstation befand sich im unteren Bereich des Dorfes hinter dem Schulgebäude, eine Zwischenstation in der Nähe der neuen Sennerei und die heute noch vorhandene Bergstation im oberen Bereich von Marul.
Von nun an wurde nur mehr die neue Sennerei genutzt und die Milch per Seilbahn transportiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde in Marul eine Molkereigenossenschaft gegründet, um dadurch Subventionen für den Seilbahnbau zu erhalten. Die Seilbahn war bis 1977 in Betrieb, wurde dann allerdings mit dem Bau des Sonnbergliftes wieder abgebrochen.
Die 1907 errichtete Sennerei wurde mit der Zeit baufällig, sodass sie 1950 komplett abgebrochen wurde und die Bauern in Gemeinschaftsarbeit am selben Standort das heutige Sennereigebäude errichteten. Die Seilbahn erwies auch hier große Dienste, indem mit ihr sämtliche Baumaterialen transportiert werden konnten. In dieser neuen Sennerei wurde dem Senner die Arbeit ein wenig erleichtert. Während bisher sämtliche Senntätigkeiten in reiner Handarbeit erledigt werden mussten, erhielt die Sennerei mit dem Neubau 1950 ein Rührwerk. Damals wurde allerdings noch täglich nur ein einziger Käselaib hergestellt, der bis zu hundert Kilogramm wog.
Erst in den 70er und 80er Jahren wurde es üblich, mehrere kleinere Käselaibe (je ca. 30 kg) zu produzieren. Seit 1950 besteht das Gebäude der Sennerei bis auf gelegentlich anfallende Ausbesserungsarbeiten in derselben Form. Mit der geplanten Umstellung auf die biologische Käseproduktion war es allerdings, um die Hygienerichtlinien einhalten zu können, notwendig, innen geringfügige Änderungen vorzunehmen. So mussten unter anderem die Wände höher gekachelt werden. Da der Senner von der Genossenschaft jährlich neu bestellt wird, waren seit 1950 zwölf unterschiedliche Senner in Marul beschäftigt, wobei zwei von ihnen nicht aus dem Dorf selbst, sondern aus dem Bregenzerwald stammten.
Der derzeitige Senner der Maruler Bio-Sennerei ist bereits seit mehr als dreißig Jahren (von September bis Juni) als solcher in Marul angestellt.
Der EU-Beitritt Österreichs 1995 hatte zur Folge, dass ausländische Lebensmittel den heimischen bäuerlichen Produkten nun als starke Konkurrenten gegenüberstehen. Die Erzeugerpreise für Milch und deren Nachfolgeprodukte sanken bis auf die Hälfte, sodass viele kleine Sennereien um ihre Existenz kämpften und in weiterer Folge geschlossen werden mussten. Auch der Maruler Bergsennerei drohte das Ende.
Die Maruler Bauern wollten ihr Produkt, die Milch, jedoch nicht aus der Hand geben, sondern weiterhin eigenen Käse produzieren. Ein möglicher Ausweg aus diesem Existenzkampf lag in der Umstellung auf eine biologische Produktionsweise sowie in verstärkter Selbstvermarktung. Alle Maruler Milchlieferanten beteiligten sich an der Umsetzung dieser risikofreudigen Lösung.
Sie waren und sind überzeugt, dass die naturnahe Wirtschaftsweise ihrer Sennerei das Bestehen in der Zukunft sichern wird. Rentiert hat sich der Umstieg auf die biologische Betriebsführung auf jeden Fall. Die Maruler Sennerei besteht bereits seit 1996 als anerkannte Biosennerei.